Die Schule der Zukunft: Macht anspruchsvolle Schule uns lebensunfähig?

Schule: Der Ort an dem jeder Jugendliche einen großen Teil seiner Zeit verbringt, manche freiwillig andere eher gezwungen. Das Konzept Schule ist so alt wie die Zivilisation selbst. Schon die alten Römer im 4.Jahrhundert vor Christus kannten sie, allerdings war damals die Schule noch Kindern aus reichem Haus vorbehalten. Seitdem hat sich einerseits vieles geändert während andererseits auch manche Traditionen noch heute gang und gebe sind. Hier stellt sich jetzt die Frage, wie gut unser Schulsystem heute ist. Ist es noch zeitgemäß, oder schon veraltet? Bringt es den Schülern alles bei, was sie wissen müssen oder macht es sie zu Fachidioten? Und setzt es dabei auch wirklich auf die richtigen Methoden? So lag zum Beispiel die Zahl der Schulabbrecher 2016 in Deutschland bei 49.193.Ist also die Schule zu schwer oder sind die Kinder nur zu faul?Auch können viele Deutsche nicht mehr wirklich kochen, warnt der Ernährungsmediziner Hans Hauner. Noch dazu haben die meisten Jugendlichen nach ihrer Schulzeit weder eine Ahnung davon, was sie an Versicherungen brauchen oder wie sie ihre Steuererklärung zu machen haben. Dafür aber können sie ein Gedicht in drei verschiedenen Sprachen interpretieren. Da stellt sich doch die Frage macht das System, so wie es momentan arbeitet, überhaupt Sinn?

 

Eines muss man zu Anfang jedoch definitiv zugeben: Die moderne Schule bringt deutlich mehr Jugendliche und junge Erwachsene mit einem Fach- oder Hochschulabschluss hervor. Sie werden heute fast wie vom Fließband produziert. Doch es stellt sich die Frage, wie viel dies jenen Jugendlichen nützt, wie es sie im Leben weiterbringt. Denn durch den hohen Anstieg an Abiturabsolventen wollen auch immer mehr Jugendliche studieren. Es möchte bald niemand mehr in der Arbeiterklasse arbeiten müssen. Doch einige allgemeine Studien sowie einzelne Sozialwissenschaftler behaupten, dass junge Menschen mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit in derselben Gehaltsklasse wie ihre Eltern landen. Laut einer Studie von 2017 brachte die Generation von damals 55-59 jährigen 27,8% Fach- und Hochschulabsolventen hervor. Die Generation, die der unseren am nächsten liegt fast das Doppelte mit 53,3%. Für viele Eltern steckt hinter dem Abschluss ihres Kindes die Hoffnung, es möge etwas besseres im Leben haben als seine Eltern. Dies kann Eltern dazu verleiten, das Kind in die aus ihrer Sicht richtige Richtung zu stoßen. Doch was vielen dabei oft nicht klar ist ist die Tatsache, dass sie so einen enormen Druck auf das Kind ausüben, wodurch es gestresst und negativ beeinflusst wird. Dieser Druck kann nämlich zu einem Absinken der Arbeitsmoral führen, viele Jugendliche verlieren die Motivation zum Lernen oder selbstständigen Arbeiten. Das Fehlen dieser Motivation drückt sich in der Anzahl an arbeitslosen Jugendlichen in Deutschland aus. In ganz Deutschland liegt diese Zahl bei 193.994. All diese Jugendliche leben also ohne zu arbeiten bei den Eltern zu Hause. Viele davon mögen auch Studenten sein, die ihren Fokus mehr auf das Lernen legen, doch diese Zahl steht dennoch wie eine Warnung an Eltern und Jugendliche zugleich. Aus persönlicher Erfahrung kann ich bestätigen, dass die Arbeitsmoral vieler junger Erwachsener auf dem Prinzip beruht, den kleinstmöglichen Aufwand für den möglichst größten Gewinn aufbringen zu müssen. Viele träumen von Luxus, von Reisen, schnellen Autos und der Aufmerksamkeit tausender durch das Internet. Für viele ist es wichtig, das Leben zu genießen, laut einer Studie von 2017 gilt dies für 50% der Befragten. Doch neben Feiern, Trinken und Genießen bleibt kaum mehr Zeit zum Planen der eigenen Zukunft, die meisten leben nur noch in den Tag hinein, an Arbeiten oder Bewerbungen denkt niemand mehr, es gelte als "spießig" oder schlichtweg "uncool". Aus diesem Grund empfinden sie es als einfacher bei den Eltern wohnen zu bleiben. Das durchschnittliche Alter liegt hierbei bei Männern bei 24,4 und bei Frauen bei 22,9. Man kann also erkennen, dass viele lieber die Vollpension bei Hotel "Mama" in Anspruch nehmen, anstatt zu lernen, wie sie ihren eigenen Haushalt schmeißen können. Kochen, Wäsche Waschen, Handwerken. All das sind lebenswichtige Qualitäten, die jeder junge Erwachsene, der in Zukunft auf eigenen Beinen stehen möchte, mit sich führen muss. Doch wenn sie es bei den bemutternden Eltern nicht beigebracht bekommen, wie sollen sie es dann jemals lernen? Hier kann die Schule ihren Beitrag zu dem Thema leisten, indem sie eine Art Crash- oder Schnupperkurse zu diesen Themen anbietet. Jeder Lehrer sollte diese Qualitäten ebenfalls mit sich führen, weshalb kein Bedarf an zusätzlichem Personal herrschen sollte. "Die meisten Schulen sind für derartige Kurse nicht ausgestattet", mögen einige Lehrkräfte und Schulleiter an dieser Stelle von sich geben. Doch man braucht hierfür nicht viel, nur ein paar freiwillige Lehrer und ein System, das den Schülern diese Kurse interessant erscheinen lässt. Auch solche Erfahrungen wie die erste Steuererklärung, die erste ausformulierte Bewerbung oder die Suche nach Auto, Versicherung oder Wohnung, sollten Schüler nicht verzweifelt alleine bewältigen müssen, nachdem sie den Schrecken der Schule endlich hinter sich gelassen haben. Die Schule kann bei so etwas unterstützen, Hilfe anbieten, die Lehrer sollten jederzeit dazu bereit sein, Ratschläge zu diesen Themen anzubieten, da sie alle diese Erfahrungen schon gemacht haben, es kann sich kein Erwachsener aus der Verantwortung stehlen. Die bereits genannten möglichen Kurse kann man zum Beispiel am Ende der Schuljahre 10 und 11 anbieten. Die meisten Schüler sind zu dieser Zeit meist entnervt davon, wie die Lehrer ihren Unterricht gestalten, nach Notenschluss noch zu arbeiten kommt vielen unnötig und überzogen vor. Diese Zeit, in der die Schüler im Unterricht meist sowieso abschalten, kann man mit den Kursen zu Versicherung, Wohnungssuche oder ähnlichem füllen. So lernen die Schüler zwar nicht mehr auf das spezifische Fach, dafür lernen sie jedoch etwas sehr wichtiges fürs Leben. Doch nicht nur im Alltag brauchen Schüler Unterstützung von ihren Lehrern und der Schule.

 

Damit die Schule Kinder und Jugendliche auf den Arbeitsmarkt effektiv vorbereitet, was nach wie vor ihre primäre Aufgabe ist, muss sich einige ändern. Dies fängt schon bei den Fächern an: Besonders an Gymnasien ist der Unterrichtsinhalt sehr akademisch aufgebaut und für das spätere Leben nicht hilfreich, von diesem Akademsichen müssen wir irgendwie weg kommen und die Fächer praxisorientierter gestalten. Der Sinn hinter diesem Essay ist es nicht, einen komplett reformierten Lehrplan zu erstellen, er soll einen Ansatz bieten, nach dem gearbeitet werden könnte.

Es ist nicht mein Vorhaben jegliche Theorie aus dem Unterricht zu entfernen, Theorie ist wichtig und für viele Dinge notwendig. Wenn die Theorie jedoch nur der Theorie halber beigebracht wird und keinen Zweck erfüllt, kann die Zeit für ihre Erarbeitung besser für andere Lerninhalte genutzt werden.

Weg von der Theorie sollte die Praxis im Unterricht gefördert werden. Fächer wie NWT können einen guten Einblick in handwerkliche Tätigkeiten liefern, wenn sie richtig ausgeführt werden. 4 von 5 Abiturienten studieren, es gibt bald mehr Studierende als Auszubildende. Diese Quote ist zu hoch für unsere Bildungsstätten, viele Universitäten haben längst nicht mehr genug Platz für alle Bewerber, zur gleichen Zeit suchen Betriebe verzweifelt qualifizierte Arbeitskräfte und Auszubildende. Das Studium ist zur Regel geworden und die Ausbildung zur Berufsentscheidung zweiter Klasse. Das liegt nun einmal unter anderem daran, dass Ausbildungsberufe in ihren Grundsätzen des handwerklichen Arbeitens vielen fremd sind.

Manche haben vor zu studieren oder eine Ausbildung zu machen, viele wissen aber entweder nicht was sie studieren sollen, was sie danach mit Studium oder Ausbildung machen sollen oder was sie überhaupt machen wollen. Um den Schülern eine Perspektive zu schaffen und ihnen die Möglichkeit zu geben, sich zu orientieren, sind Praktika hilfreich. Im Gymnasium ist das BOGY Pflicht, dieses findet aber nur einmal statt und dauert nur eine Woche. Es wäre sinnvoll, diese Zeit zu verlängern und derartige Möglichkeiten öfter, vielleicht sogar jährlich zu bieten. Dabei muss den Schülern eine absolute Freiheit geboten werden, damit sie sich eine ehrliche Vorstellung ihres Berufswunsches machen können und merken ob es ihnen gefällt oder nicht. Hierbei sollte darauf geachtet werden, dass die Praktika Zeiten innerhalb der Schulzeit stattfinden, damit die Schüler das Angebot auch wahrnehmen und nicht zwischen Ferienzeit und Praktikum entscheiden müssen.

Nicht nur Praktika sind für die Berufsorientierung interessant, auch Studieninformationsmessen mit Beratungsmöglichkeiten sollten gefördert und verpflichtet werden. Sie bieten eine gute Möglichkeit, sich mit Berufs-, Ausbildungs- und Studiums Möglichkeiten zu beschäftigen und entsprechende Informationen von Personen mit Erfahrung in den jeweiligen Gebieten zu erhalten.

Hochschulen ächzen ihrerseits unter dem Druck der Studenten. Sie müssen Brückenkurse anbieten, um vermeintlich "Hochschulreife" Menschen auf ein studierfähiges Niveau zu bringen. Das kostet Geld und Ressourcen, die andernorts fehlen. Heute kümmert sich ein Professor im Schnitt um 72 Studenten.

Und auch die Wirtschaft profitiert nicht vom Berg an Studenten. Nicht nur gehen die Studierenden kurzzeitig dem Arbeitsmarkt verloren, dieser Verlust gleicht sich durch den späteren Beruf aus, ihr vielleicht irrelevantes Studium bedeutet einen weiteren verlorenen Bewerber auf einen Ausbildungsberuf. Besonders in Deutschland sind Ausbildungsberufe wirtschaftlich sehr wichtig und gefragt, trotzdem sieht der Arbeitsmarkt seit Jahren ein Defizit an selbigen.

Die Schule muss nicht nur auf den Arbeitsmarkt vorbereiten. Sie muss Möglichkeiten finden, den Schülern den Arbeitsmarkt näher zu bringen und ihnen helfen einen realistischen und sinnvollen Plan für ihre Zukunft zu entwickeln.

 

Natürlich muss man einsehen das gewisse Kompetenzen nicht nur von der Schule vermittelt werden müssen sondern auch in den eigenen 4 Wänden muss die Erziehung wieder Lebens bezogener sowie Arbeits- und Lebensfähiger werden. Doch die Schule hier aus der Verantwortung zu nehmen wäre ebenso falsch. Ein Ansatz wäre wieder weniger Fächer dafür mehr Zeit in die praktische Ausführung der gelehrten Theorie zu setzten. Auch müssen neue Fächer her, und andere könnten so langsam mal weichen, oder zumindest auf spezifische Schulen verwiesen werden. Die Schüler müssen in der Schule auf Steuererklärung, Wohnungssuche und das Leben als Arbeitsmensch vorbereitet werden. Und hierzu ist es sicherlich nicht förderlich mit Methoden aus dem Mittelalter und Technik aus dem letzten Jahrtausend den Stoff aus dem nächsten Jahrhundert unterrichten zu wollen.

 

Ben, Adrian, Lena

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